21.3.13

Eurogruppe soll zum neuen Papst beichten gehen

Das war eine ganze miese Sache, die die Eurogruppe mit Zypern vorhatte. Es musste alles ganz schnell gehen. Erst sollten die Bankkonten eingefroren und dann zwangsbesteuert werden. Anschließend hätte die Troika den Rest erledigt. Den Medien erzählt man etwas über russische Oligarchen, Schwarzgeld und das angeblich so aufgeblähte zyprische Finanzsystem…

Die Euro-Finanzminister luden sich letzten Freitag ihren zyprischen Kollegen samt Präsidenten ein. Die beiden Politiker von der Mittelmeerinsel, erst seit wenigen Wochen im Amt, musste sich vorkommen wie von einer Horde Versicherungsvertretern überfallen zu werden: Entweder Zypern treibt ganz schnell die Zwangsabgabe in einer Nacht-und-Nebel-Aktion ein oder die EZB gibt euch kein Geld mehr.

Zypern muss im Sommer eine größere Zahlung für eine Staatsanleihe erbringen. Für Hektik und Eile gab es überhaupt keinen Grund. Darüber hinaus zeigte sich die neue Regierung von Präsident Nikos Anastasiades verhandlungsbereit. Sein kommunistischer Vorgänger hatte alles abgeblockt.

Auch soll erwähnt sein, dass die Vorgängerregierung Zyperns dem Schuldenschnitt für Griechenland wohlwollend zugestimmt hatte und ihr seinerzeit aus Brüssel mildernde Umstände versprochen wurden. Ohne den griechischen Schuldenschnitt läge Zyperns Staatsverschuldung bei 70 Prozent der Wirtschaftsleistung.

Die Banken

Es geht um die zwei größten Geldhäuser des Landes, die Laiki Bank und die Bank of Cyprus. Die beiden Banken sind pleite, weil sie im großen Stil griechische Staatsanleihen kauften. Bei dem Schuldenschnitt für Athen vor einem Jahr verlor man kräftig Geld. Das viele Geld der Russen ist übrigens nicht bei diesen Banken.

Unter der Anführerschaft Deutschland soll Zypern ein zweites Mal bestraft werden. Wer den Auftritt der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel auf dem Weltwirtschafsforum in Davos mitbekommen hat, weiß warum. Die Kanzlerin forderte damals mit Schaum vor dem Mund den Finanzsektor und der Schattenbanken stärker zu regulieren. Sie wird dafür aber von der G20-Gruppe ignoriert.

Was die Kanzlerin global nicht durchsetzen kann, versucht sie nun auf europäischer Ebene. Zypern ist dafür das perfekte Versuchskaninchen. Zypern müsse seinen so aufgeblähten Finanzsektor verkleinern, poltern die deutschen Politiker. Die Vermögensgegenstände der zyprischen Banken sind in etwa sieben Mal so groß wie die Wirtschaftsleistung des Landes. In Luxemburg liegt das Verhältnis bei 20.

In ihrer Regulierungswut und der Jagd nach russischem Schwarzgeld verpasst die deutschen Politik dem Euro als Währung einen Tiefschlag. Trotz den Erfahrungen der Weimarer Republik und zahlreicher Währungsreformen will Berlin (Regierung + Opposition) an die Sparguthaben von Euro-Bürgern gehen. Das sollte man mal im Hinterkopf behalten.

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