29.7.12

Südeuropas Vollkaskomentalität: Am Ende zahlt Deutschland

Nun wird es wieder so richtig knifflig für die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel. Zwar konnte die „eiserne Kanzlerin“ die Südländer davon überzeugen den Fiskalpakt zu unterschreiben. Allerdings unterschätze man in Berlin wohl die Kreativität der Club-Med-Länder. Nun haben die PIGS (Portugal, Italien, Griechenland und Spanien) die Europäische Zentralbank dazu gebracht, ihre Sozialstaats-Modelle zu finanzieren.

Der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, strebt einem Bericht der Zeitschrift „Spiegel“ zufolge eine Arbeitsteilung mit dem Euro-Rettungsschirm an. Danach soll der EFSF den Regierungen in Madrid und Rom Staatsanleihen direkt abnehmen. Die EZB soll die Staatspapiere in den Depots der Banken und Anlagefonds kaufen. So würde die Feuerkraft verdoppelt.

Er sei „fassungslos, dass Draghi die Vollkaskomentalität der Südländer bediene. Die Euphorie an den Märkten könne schnell wieder in Depression umschlagen, sagt der CSU-Bundestagsabgeordnete Hans Michelbach.

Das Ganze soll gemacht werden, weil die Marktzinsen nicht so wollen, wie es die EZB und die Regierung in Spanien und Italien gerne möchten. Spanien hat in diesem Zusammenhang eine Schlüsselrolle. Trotz 100 Milliarden Bankenrettung klettern die Zinsen für spanische Zehnjahrespapiere auf 7,75 Prozent. Italien, das sehr viel solider wirtschaftet als Spanien, wird davon angesteckt, weil es das nächstschwächere Glied in der Kette ist.

Endspielphase

Weil Investoren die Reformen der Regierung von Spaniens Ministerpräsident Mariano Rajoy nicht für ausreichend halten, sind ausländische Anleger nicht länger bereit, das spanischen Sozialstaats-Modell zu finanzieren. Das Ergebnis sind steigende Zinsen und eine Nationalisierung der Staatsschulden bei spanischen Banken.

Wenn die EZB nun spanische Staatsanleihen kauft, dann wäre das in wenigen Wochen das zweite Bankenrettungspaket. Die Notenbank nimmt den spanischen Geldhäusern die Schuldpapiere aus der Bilanz und jubelt sie dem nordeuropäischen Steuerzahler unter. Der ist nun wieder erpressbarer im Falle eines spanischen Zahlungsausfalles.

Kauft Draghi Staatsanleihen klammer Euroländer, dann gibt er auch indirekt zu, dass die Dreijahres-Kredite der EZB, mit dem man Ende 2012/Anfang 2013 rund eine Billion Euro in die Finanzmärkte pumpte, ein Griff ins Klo waren. Die Kredite führten dazu, dass sich Banken Geld bei der EZB liehen, um damit Staatsanleihen ihrer Herkunftsländer zu kaufen. Diese Papiere nimmt ihnen die EZB nun wieder aus der Bilanz.

Es könnte der letzte Schuss der EZB sein. Vor eineinhalb Monaten äußerste sich der Chef-Anlagestratege der Vermögensverwaltungssparte DB Advisors, Georg Schuh, der 170 Milliarden Euro verwaltet, wie folgt:

„Ein Auseinanderbrechen der Euro-Zone ist ein sehr wahrscheinliches Szenario. Der Kapitalmarkt hat ein Auseinanderbrechen bereits eingepreist. Die Investoren sind da viel weiter als die Politik. Ich glaube, wir sind jetzt in der Endspielphase.“ Zwar habe die Europäische Zentralbank (EZB) „noch ein paar Schüsse“. Jedoch sei er der Meinung, dass das die Währungsunion als starres Konstrukt mit derzeit 17 Mitgliedsländern keine Zukunft habe.

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